Seit der Veröffentlichung von ChatGPT ist das Thema künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde. Auch im Bildungswesen werden die Chancen und Risiken von KI im Unterricht intensiv diskutiert. Die Kompetenzstelle KI am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung veröffentlichte im März 2024 „Leitlinien für den Einsatz von KI-Systemen“. Neben diesen grundlegenden Diskussionen über die Chancen und Risiken von KI in der Bildung lohnt es sich jedoch auch, genauer zu betrachten, wie KI schon jetzt Lehr- und Lernprozesse fördern und bereichern kann. Im Bereich des Feedbacks bietet die Nutzung von Künstlicher Intelligenz vielversprechende Möglichkeiten.
Herausforderungen beim Feedback in der Schule
Feedback spielt eine zentrale Rolle im Lernprozess, da es den Lernenden dabei hilft, ihren aktuellen Stand zu überprüfen sowie ihre Erfolge und Schwachstellen zu erkennen. Individuelle Rückmeldungen ermöglichen es den Lernenden, ihre Leistungen zu verbessern und ihre Lernziele effektiver zu erreichen.
Trotz der Bedeutung von Feedback im Lernprozess kommt es im Unterricht häufig zu kurz. Der Hauptgrund hierfür ist der zeitliche Aufwand, der mit der Erstellung von fundiertem Feedback einhergeht. Lehrkräfte haben oft nicht die Kapazität, allen Schüler:innen detailliertes und kontinuierliches Feedback zu geben. Zwar kann Peer-Feedback hilfreich sein, jedoch fehlt es den Schüler:innen häufig an der erforderlichen Fachkenntnis und Objektivität. In der Praxis führen diese Probleme dazu, dass oft erst bei der Rückgabe der Klausuren konstruktives Feedback gegeben wird. Zu diesem Zeitpunkt, wenn die Note bereits feststeht oder der Themenabschnitt beendet ist, interessiert das Feedback die meisten Schüler:innen nicht mehr.
Fiete.ai – eine Lösung für das Feedbackproblem im Unterricht?
Fiete.ai will diesem Problem eine Lösung entgegenstellen. Das Programm hat das Potenzial, Lehrkräfte zu entlasten, indem es schnell effizientes und zielgerichtetes Feedback bietet. Konkret funktioniert es wie folgt: Die Lehrkraft erstellt in der App eine Aufgabe und definiert eine Reihe von Kriterien, die später in der Auswertung des Produkts und beim anschließenden Feedback berücksichtigt werden. Danach teilt die Lehrkraft die erstellte Aufgabe mit den Schüler:innen.
Vor allem Schulfächer, in denen analytische, interpretierende und sprachliche Kompetenzen im Vordergrund stehen, werden in diesem KI-Tool eine wertvolle Unterstützung und Ergänzung finden. Aber auch in anderen Fächern wie Mathematik gibt es Möglichkeiten, Fiete.ai effektiv als Feedback-Tool zu nutzen. Das KI-Tool bietet individuelles Feedback bei Zusammenfassungen, Textanalysen und Interpretationen und gibt den Schüler:innen Tipps, wie sie ihre Texte verbessern können. Nach der Bereitstellung des Feedbacks erhalten die Schüler:innen die Möglichkeit, weiter an ihren Antworten zu arbeiten und auf die Anmerkungen des Programms einzugehen. Dieser Überarbeitungsprozess kann beliebig oft wiederholt werden. Nach der Bearbeitungsphase können die Schüler:innen den Text abschließend einreichen, der dann an die Lehrkraft weitergeleitet wird.
Für Eindrücke aus der Schulpraxis mit Fiete.ai empfiehlt sich ein Blick in das folgende YouTube-Video, in dem Hauke Pölkert Anwendungsbeispiele und Nutzungserfahrungen von Schüler:innen präsentiert. Joscha Falk bietet in einem Beitrag ein konkretes Anwendungsbeispiel für das Fach Deutsch.
Chancen und Herausforderungen von Fiete.ai
Die Vorteile des KI-Tools sind bemerkenswert. Es passt das Feedback individuell an die Bedürfnisse und den Lernstand der Schüler:innen an. Sie erhalten sekundenschnell Rückmeldungen. Fehler oder Probleme können direkt nach der Bearbeitungsphase erkannt werden, was eine sofortige Verarbeitung des Feedbacks ermöglicht. Das Tool gibt zudem erneut Feedback für verbesserte Texte und zeigt den Fortschritt bei den Verbesserungen an. Die Lehrkräfte werden dabei entscheidend entlastet und unterstützt. Die Objektivität des Tools ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Die Unvoreingenommenheit der KI ermöglicht den Lernenden ohne Angst und Sorge Feedback entgegenzunehmen.
Probleme und Grenzen des KI-Tools betreffen vor allem die Intransparenz des KI-generierten Feedbacks. Auf welchen Kriterien und Grundlagen basiert die Bewertung der KI? Durch die Angabe möglichst genauer Kriterien von Seiten der Lehrperson lässt sich dies zumindest teilweise kontrollieren.
Ein weiterer Aspekt, der negativ auffällt, ist die fehlende Konkretisierung des Feedbacks an mancher Stelle. Die KI weist die Schüler:innen lediglich auf Defizite hin, verpasst jedoch die Gelegenheit konkret auf die Probleme einzugehen. Ein genaueres Feedback würde hier noch effektiver den Lernprozess unterstützen. Gänzlich fehlt der persönliche Bezug der KI zu den Schüler:innen. Das Tool kennt die Schüler:innen nicht persönlich. Deren Hintergründe und Entwicklungen sind der KI fremd, was die zuvor gelobte individuelle Rückmeldung einschränkt.
Zurecht lässt sich wohl sagen, dass Fiete.ai und ähnliche KI-Tools noch nicht ein kontinuierliches und sorgfältiges Feedback einer Lehrkraft ersetzen können. Eine Lehrperson, die nicht nur ihre Schüler:innen und deren Lernstand kennt, sondern auch die konkreten Lernanforderungen und -ziele im Blick hat, kann ein individualisiertes und zielgerichtetes Feedback geben können, das die Möglichkeiten der KI übertrifft. Doch wie viele Lehrkräfte haben die Zeit, all ihren Schüler:innen ein solches Feedback zu geben?
Die Realität stark ausgelasteter Lehrpersonen verdeutlicht geradezu die Dringlichkeit solcher KI-Tools. Die Schnelligkeit und Übersichtlichkeit der Verbesserungsvorschläge sowie die Möglichkeit für Schüler:innen, ohne Druck und Angst konstruktive Rückmeldungen auf ihre Texte zu erhalten, sind eine enorme Bereicherung für jeden Schulunterricht.
Schreibe einen Kommentar