Die Digitalisierung schreitet mit großen Schritten voran, Schüler*innen sollen immer besser und früher mit digitalen Medien umgehen können. Hierfür gibt es ganz verschiedene Ansätze, um das Lernen zu unterstützen. Eine klassische Umsetzung in Form von Vorträgen, Lernen und Abfragen ist hier aber nicht immer der richtige Weg. Es gilt auch Schüler*innen zu motivieren, sich selbst ein Verständnis von digitalen Skills, wie Programmieren zu verschaffen. Die Firma Lego bietet mit ihrem Lego Education Prime Sets hier möglicherweise eine Lösung, die Blockprogrammieren mit Mechanik verbinden soll. Mit einem nicht gerade geringen Preis von mehreren hundert Euro muss dieser Anspruch auch erfüllt werden. Schließlich wird Gamification in Teilen auch kritisiert, wenn sie nur der Unterhaltung dient, ohne echten Lerngewinn zu schaffen.

Blockbasierte Programmiersprachen verwenden grafisch aneinanderhängbare Befehlsblöcke anstelle von Textcode, wodurch sie für Anfänger und Kinder leichter verständlich sind und eine spielerische Annäherung an das Programmieren ermöglicht wird. Diese Art der Programmierung, bekannt durch Plattformen wie Scratch und Blockly, erlaubt das Erstellen komplexer Programme durch das Zusammenfügen von vorgefertigten, logisch aufgebauten Bausteinen,
Es gibt verschiedene Konstruktionen, die gebaut werden können, um diese beiden Aspekte zu vereinen. Mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden lässt sich eine Lernkurve realisieren, die einen Übergang von simpleren Konzepten wie einfachen Bewegungen zu anspruchsvolleren Ideen mit Sensoren ermöglicht. Auf diese Weise können Schüler*innen schrittweise Kompetenzen entwickeln, ohne sofort überfordert zu werden. Von humanoiden Robotern bis zu kleinen Autos, die Hindernisse erkennen und vermeiden, ist vieles möglich.
Ein entscheidender Punkt ist hier die frühe Bildung im Bereich der Digitalisierung. Schon in der Grundschule lässt sich spielerisch ein Bewusstsein dafür schaffen, wie digitale Systeme funktionieren und wie man kreativ mit ihnen umgehen kann. Kinder, die früh lernen, dass Technik nicht nur konsumiert, sondern aktiv gestaltet werden kann, entwickeln oft ein anderes Selbstverständnis im Umgang mit digitalen Medien. Statt passiv Inhalte aufzunehmen, lernen sie, eigene Ideen umzusetzen, Programme zu schreiben oder Modelle zu verbessern1. Lego Education Prime kann hier eine Brücke schlagen, weil es komplexe Zusammenhänge auf ein greifbares, kindgerechtes Niveau herunterbricht. Wichtig ist allerdings, dass diese frühen Erfahrungen nicht in reines „Spielzeuglernen“ abgleiten, sondern sinnvoll eingebettet werden. Ein durchdachter didaktischer Rahmen bleibt die Voraussetzung, damit Kinder nicht nur Spaß an der Sache haben, sondern auch wirklich nachhaltige Kompetenzen entwickeln.
Ein weiterer Vorteil, den Lego Education Prime im Unterricht bieten kann, ist die Möglichkeit zur Binnendifferenzierung. Gerade in heterogenen Lerngruppen stellt sich oft die Frage, wie man Schülerinnen mit unterschiedlichen Vorerfahrungen und Interessen abholt, ohne dass sich manche langweilen oder überfordert fühlen. Projektorientiertes Arbeiten schafft hier eine sinnvolle Brücke. Während einige Schülerinnen an der Konstruktion einfacher Modelle arbeiten, können andere bereits komplexere mechanische Abläufe programmieren oder sogar eigene Erweiterungen entwickeln. Damit wird nicht nur das technische Verständnis gefördert, sondern auch die Fähigkeit, selbstständig Probleme zu erkennen und kreative Lösungswege zu entwerfen. Solche Lernumgebungen eröffnen zudem die Möglichkeit zur Zusammenarbeit: Schüler*innen können sich in Teams organisieren, Aufgaben verteilen und voneinander lernen. Dieser kooperative Charakter ist nicht zu unterschätzen, da er neben den fachlichen auch soziale Kompetenzen stärkt, die im späteren Berufsleben eine ebenso große Rolle spielen.
Trotz dieser Chancen darf jedoch die Kritik an den hohen Kosten nicht ausgeblendet werden. Ein einzelner Baukasten ist teuer, und für eine ganze Klasse oder gar mehrere Klassenstufen entstehen schnell Summen, die in vielen Schulen schwer zu stemmen sind. Gerade in Zeiten von Budgetkürzungen in verschiedenen Bereichen der Bildung auch an den Universitäten ist dies häufig ein Hindernis. Dies ist ein essentielles Problem der digitalen Bildung, welche häufig mit Unterfinanzierung zu kämpfen hat. Es bleibt die Frage, ob hochwertige digitale Lernangebote wie Lego Education Prime nicht nur an privilegierten Schulen eingesetzt werden, während andere weiterhin auf traditionelle Methoden zurückgreifen müssen.
Gleichzeitig muss man sich mit den Sorgen über einen unkritischen Umgang mit Digitalisierung auseinandersetzen. Es reicht nicht aus, Schülerinnen möglichst früh mit digitalen Tools vertraut zu machen, wenn gleichzeitig der Blick auf Chancen und Risiken unscharf bleibt. Digitalisierung ist nicht per se ein Fortschritt, sondern bringt auch Herausforderungen mit sich: Fragen nach Datenschutz, Medienabhängigkeit oder der Bedeutung menschlicher Kommunikation treten immer stärker in den Vordergrund. Schulen müssen also nicht nur technisches Know-how vermitteln, sondern auch zur Reflexion anregen. Hier spielt die digitale Literarität eine Schlüsselrolle. Es geht darum, digitale Angebote lesen, verstehen, bewerten und kritisch hinterfragen zu können. Das Bauen und Programmieren mit Lego Education Prime kann dafür ein Ausgangspunkt sein, wenn Lehrkräfte bewusst Räume für Diskussionen schaffen. Schülerinnen könnten etwa überlegen, in welchen Bereichen Roboter sinnvoll sind, wo Automatisierung Grenzen hat oder welche Verantwortung mit dem Entwickeln technischer Systeme einhergeht.
Digitale Bildung darf nicht nur darin bestehen, mit attraktiven Tools zu arbeiten, sondern muss in ein Konzept eingebettet sein, das die Schüler*innen auf eine zunehmend komplexe Welt vorbereitet. Lego Education Prime ist also nicht die Lösung an sich, sondern ein möglicher Baustein in einer umfassenden Strategie. Ob es gelingt, hängt weniger von den technischen Möglichkeiten des Systems ab, als von der Art und Weise, wie Schulen es nutzen, reflektieren, in den Lernalltag integrieren und ob die Finanzierung dafür bereitgestellt wird. Diese Herausforderung müssen dann dementsprechend kompetente Pädagog*innen umsetzen.
Workshop WS 25/26

Wer Lust hat mehr zum Thema Lego Education im Unterricht zu erfahren und es selbst auszuprobieren möchte:
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- Chu, C., Paatsch, L., Kervin, L., & Edwards, S. (2024). Digital play in the early years: A systematic review. International Journal of Child-Computer Interaction, 40, 100652. https://doi.org/10.1016/j.ijcci.2024.100652
Nolan, A., Edwards, S., Salamon, A., Straker, L., Grieshaber, S., Skouteris, H., Henderson, M., Highfield, K., & Bartlett, J. (2022). Young children’s agency with digital technologies. Children & Society, 36(4), 541–563. https://doi.org/10.1111/chso.12512 ↩︎
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